von Brigitte B. Nussbächer
Brocken der Hoffnung, menschliche Größe in Todesgefahr, Kampf um die Geiseln.
Die Bilder der Verwüstung entlang der Grenze zu Gaza werden immer in unserer Erinnerung bleiben. Lesen Sie über den lebendig gewordenen Albtraum im ersten Teil des Artikels: https://cffi-deutschland.de/verwundetes-israel-das-erbe-des-7-oktober-teil-1
Die Tragödie dauert an, doch in all dem Leid gibt es auch Geschichten von unglaublicher menschlicher Größe und Bewahrung am 7. Oktober.
Musik als Schutzschild
Und noch einmal geht es in den Süden: nach Yated zu einer Musiker-Familie. Julia und Shaul kommen ursprünglich aus Moldawien. Seine Großeltern sind während des Holocaust‘ bei Babyn Jar, Kiew getötet worden. Während seiner Kindheit war er sich seiner jüdischen Wurzeln nicht bewusst und hat sie erst später entdeckt. Letztendlich führte das 1996 zur Einwanderung nach Israel. 2017 hat er sein Haus in Yated selbst gebaut. Julia und Shaul haben drei Kinder, sein ältester Sohn, den wir auch kennen, lernen ist im aktiven Armeedienst in der Navy.
Sie treten seit über 20 Jahren in Israel und in der ganzen Welt als Solistenpaar auf, ein Virtuosen Duo das über eine breite Palette von Stilen, Instrumenten und Farben sowie über besondere stimmliche Fähigkeiten verfügt! Auch in Deutschland hatten sie schon wiederholt Aufführungen und haben ihr Publikum begeistert. Aber wir dürfen die beiden ganz privat erleben. Sie erzählen uns, wie der 7. Oktober für sie war.
Yated ist sieben Kilometer von der Gaza Grenze entfernt. Das heißt, die Menschen hier wurden vorgewarnt und hatten ein paar Minuten mehr Zeit. Es traf den Ort daher nicht ganz so hart, wie jene, die direkt an der Grenze liegen. Shaul musizierte während des Angriffes, um sich gegen den Geist des Todes, den sie spürten, zu wehren – das gab allen ein Gefühl von Schutz und Sicherheit. Sie wurden von der israelischen Armee evakuiert, weil überall Terroristen waren und die Gegend lange nicht sicher war. Das unglaubliche Leid, das er um sich sah, setzte ihm sehr zu. Eine Woche lang war er wie sprachlos. Das Nicht zu Hause sein zu können, die Sorge um seinen Sohn und um sein Heim, für das er so lange gearbeitet hatte, nagten sehr an ihm. Die innere Leere begann erst zu weichen, als er langsam begann, auch von Wundern, die sich inmitten aller Verzweiflung zugetragen haben, zu hören. So fand er auch wieder zum Gebet zurück.
Nach drei Monaten konnten sie endlich wieder nach Hause ziehen. Sein Sohn, der in der ersten Zeit im Gazastreifen verwundet worden war, erholte sich und wurde danach als Ausbilder bei der Armee eingesetzt. Shaul und Julia begannen wieder aufzutreten, denn ein Leben ohne Musik gibt es bei Israelis nicht.
Das Musikerpaar Julia und Shaul. / Die Familie ist nach Yated heimgekehrt. Foto privat
Was Israel seiner Meinung nach aus diesen Geschehnissen lernen sollte: das Land, das Gott den Israelis geschenkt hat, nicht freiwillig herzugeben, nicht zu vergessen, was geschehen ist und das Böse zu bekämpfen. Shaul freut sich, eine größere Offenheit für Gott unter den Israelis und mehr Verbundenheit zu spüren.
Am Ende singen sie noch ein ganz zartes, berührendes Lied für uns. Sie haben große Pläne für ihren Ort und für die Zukunft. Mehr darüber auf ihrer Website https://www.musicfield.co/en/sj. Es ist wunderschön, ihre herzliche Gastfreundschaft zu genießen, sie in ihrem inzwischen wieder hergerichteten, gemütlichen Haus zu erleben und ihre Hoffnung zu spüren.
Das Wunder von Kerem Shalom
Unsere letzte Reise in den Süden bringt uns in den Vorhof der Hölle.
Kerem Shalom liegt nur 30 Meter von der Grenze zum Gazastreifen und 300 Meter von Ägypten entfernt, die Stadt Rafah mit den ganzen Terroristen und Flüchtlingen ist nur einen Kilometer weit. Auf dem Weg dahin stoßen wir auf zwei Militärkontrollen. Wir müssen uns ausweisen und erklären, warum wir da sind, dann werden unsere Angaben gegengeprüft und schließlich dürfen wir weiter fahren.
Wir treffen Rony und Ofer am Eingang zum Kibbuz und können es kaum glauben: blühende Bäume, Vogelgezwitscher – eine absolute Idylle empfängt uns. Auf den ersten Blick glaubt man im Paradies zu sein – auf den zweiten merkt man, dass es ein zerbrochenes, verlassenes Paradies ist. Sie erzählen uns ihre Geschichte. Kerem Shalom ist ein kleiner Kibbuz mit 230 Einwohnern gewesen. Aufgrund der extrem exponierten Lage, direkt an zwei Grenzen, gibt es hier nicht nur einen Zaun, sondern eine hohe Mauer.
Kerem Shalom liegt direkt an zwei Grenzen. / Die Mauer wurde von Terroristen durchbrochen: die drei dunkler rosa Platten und die weiße wurden nach dem 7.10.23 ersetzt. Fotos privat
Diese Wand wurde an vier Stellen von Terroristen am Morgen des 7. Oktober weggesprengt. Glück im Unglück war die Uhrzeit, zu der es geschah: eine halbe Stunde später wären alle in der Synagoge gewesen. Aber so wurde der Einbruch schnell bemerkt, allerdings herrschte Verwirrung, weil die Terroristen israelische Uniformen trugen und so auf Entfernung nur schwer von den Israelis zu unterscheiden waren.
Insgesamt über 200 stürmten in Wellen in den Kibbuz – aber im Unterschied zu anderen Kibbuzim trafen sie hier auf Widerstand. Der Sicherheitschef von Kerem Shalom hatte sich auf eigene Verantwortung der Anweisung widersetzt, die Waffen im Waffenraum zu lagern. So kam es, dass sich die Sicherheitskräfte sofort wehren konnten. Stunden lang herrschte ein erbitterter Kamp doch trotz aller Gegenwehr wurde erheblicher Schaden angerichtet: an vielen Stellen sind Einschüsse zu sehen.
Von Terroristen beschädigte Häuser in Kerem Schalom. /Einschüsse, Zeichen von Kämpfen mit der Hamas in Kerem Schalom. Foto privat
Die Retter
Auch Menschen wurden verletzt. Sogar sehr schwer. Und hier beginnt die ebenso dramatische wie berührende Geschichte von Rony und Ofer. Beide sind medizinische Ersthelfer. Ofer war früher selber Chef des Sicherheitsdienstes. Als sie verständigt wurden, dass dringende medizinische Hilfe gebraucht wird, reagieren die beiden mit unglaublicher menschlicher Größe. Anstatt sich um ihre eigene Sicherheit zu sorgen, verlassen sie ihren Bunker und bahnen sich durch den Kugelhagel der Terroristen einen Weg zu den Verletzten. Rony erzählt, dass sie nie im Leben solche Todesangst hatte, wie an jedem Tag. Doch es gelingt ihnen, die Verwundeten zu erreichen und sie kämpfen um deren Leben – erfolgreich.
Nach sieben Stunden wird die Munition im Kibbutz knapp. Die Lage ist verzweifelt. Doch dann trifft das Militär ein – gerade noch rechtzeitig und deutlich früher als in den andere Ortschaften, weil sich der Sicherheitschef schon am Morgen direkt mit der Armee in Verbindung gesetzt hatte. Langsam schaffen es die Soldaten alle Einwohner, unter Geleitschutz, in das Zentrum des Kibbutz zu bringen. Rony wischt das Blut der Verwundeten auf, damit die Kinder keinen so großen Schock bekommen. Sie ist Lehrerin und kann Kinderseelen gut einschätzen. Danach hat sie lange das Gefühl, selber nicht mehr sauber werden zu können.
Mit dem Bus werden die Evakuierten nach Elad, in den Süden, gebracht. Es gibt nur zwei Tote in Kerem Shalom. Alle anderen konnten gerettet werden. Das Ergebnis von Wundern, aber auch von klugen Entscheidungen, Einsatzbereitschaft, Mut und Kühnheit. Auf der Fahrt kümmert sich Rony um die Kinder – das lenkt sie ab. Später kommt der Tiefpunkt: an die nächsten fünf Tage hat sie keine Erinnerung mehr.
Seither sind Monate vergangen. Heimkehren konnten sie noch nicht. Auch nach all der Zeit werden noch Raketen von der Hamas auf Kerem Schalom geschossen. Rony hat da, wo sie evakuiert sind, wieder Arbeit als Lehrerin gefunden, für Ofer ist es schwieriger. Eigentlich möchten sie zurück kommen. Sie haben sich seinerzeit in Kerem Schalom verliebt, ohne zu berücksichtigen, wie gefährlich die Lage ist. Im Augenblick haben sie noch keine Perspektive für die Zukunft: der Krieg, der nur wenige Meter entfernt stattfindet, dauert an, weil die israelischen Geiseln noch nicht befreit werden konnten und weil die Hamas nicht bereit ist, sich zu ergeben. Das macht alles sehr schwer.
Ihre Botschaft an die Welt ist: macht eure Augen auf und begreift das Gedankengut, dass hinter diesen Taten steht. Es kann und wird sich an anderer Stelle erneut zutragen, wenn es nicht bekämpft wird. Sie reisen um die Welt und versuchen, genau das zu erklären. Ihre dringende Bitte an uns ist, dass was wir gesehen und erkannt haben, weiter zu geben. Wir versprechen ihre Geschichte auf unserer Website ARC to Israel zu publizieren, an uns bekannte Online-Magazine zu senden und bei unserem Israel-Event zu erzählen.
Roni und Ofer retteten am 7. Oktober Terroropfern das Leben. / Wir bleiben verbunden. Fotos privat
Was uns bei der Begegnung mit ihnen auffällt: das hier, sind von allen, die wir besucht haben, die Einzigen, die sich nicht nur um ihre eigene Sicherheit gekümmert haben, sondern an andere dachten und bereit waren, sogar ihr Leben aufs Spiel zu setzen, um anderen zu helfen. Und sie wirken stärker und positiver auf uns, als alle, die ihren Schutzbunker nicht verliessen. Jetzt stellt sich die Frage: Waren sie in der Lage, sich um andere zu kümmern, weil sie stark sind, oder ist es die Fürsorge für andere, die sie am Ende selber stärkt?
Der letzte Abend
Die Tage in Israel sind wie im Flug vergangen. Wir haben in dieser Zeit unglaublich viel erlebt (siehe auch „Verwundetes Israel – Das Spannungsfeld“). Manches können wir noch gar nicht richtig begreifen und einordnen. Die Dichte der Erlebnisse, die Bilder, die sich uns einbrannten, der Schmerz, dem wir begegneten, sind für unsere Seelen schwer zu verarbeiten. Wir versuchen auch immer, so viel wie möglich von den Eindrücken und Emotionen gleich schriftlich festzuhalten, um so authentisch und lebendig, wie möglich, zu berichten. So haben wir jeweils abends, an unserer Israel-Webseite „ARC to ISRAEL“ gearbeitet. Und daher kommt es, dass wir an unserem letzten Abend erstmalig die Zeit haben, auf unserer schönen Dachterrasse zu sitzen.
An diesem letzten Tag sind wir früher als sonst zurück in unserem Hotel in Jerusalem und können den Sonnenuntergang beobachten. Wegen des schönen Lichts wollen wir ein Selfie machen, als ein anderes Paar auf der Terrasse uns seine Hilfe anbietet. Wir kommen ins Gespräch und erfahren, dass Smadar Gorens Bruder Avner und ihre Schwägerin Maya, beide bei dem Massaker in Nir Oz getötet wurden; Avner im Schutzraum, Maya im Kindergarten, wo sie alles für den nächsten Tag vorbereitete. Maya wurde außerdem nach Gaza verschleppt und ihre Familie wartet seit über 7 Monaten darauf, wenigstens ihre Leiche zurückzubekommen. Die inneren Wunden können nicht beginnen zu heilen, solange sie nicht wenigstens die Möglichkeit haben, sie in Ehren zu begraben. (siehe Artikel: „Bring Maya Home!“)
Smadar und Shlomo erzählen die tragische Geschichte der Familie. / Seit über 7 Monaten kämpfen sie darum, um wenigstens Mayas Leiche zurück zu bekommen. Fotos privat
Nir Oz, ein 1958 gegründetes Kibbuz, 2 km von Gaza entfernt, gehört zu den am stärksten betroffenen Orten. Von den rund 400 Einwohnern wurde 40 getötet und 79 entführt. Auch sieben Monate später sind 36 Geiseln immer noch in der Gewalt der Hamas. Man weiß, dass mindestens 10 davon nicht mehr leben. Der Ort selber ist zerstört, viele Häuser wurden zusammen mit den Bewohnern, die darin Schutz suchten, abgebrannt. Dieses Video fasst Eindrücke des Geschehens zusammen: https://www.timesofisrael.com/kibbutz-nir-oz-as-it-happened/
Als die Armee endlich eintraf, fand sie nur Tod, Asche und unerträglichen Schmerz vor. Die noch lebenden Einwohner wurden evakuiert. Sie hatten den einen Wunsch, zusammen zu bleiben, denn sie haben im Kibbuz als große Familie gelebt und werden auch weiterhin versuchen, sich gegenseitig beizustehen.
Bring Maja Home!
Smadar kümmert sich jetzt (zusätzlich zu ihren 3 eigenen Kindern) auch um die vier Kinder ihres Bruders, die als Waisen zurückgeblieben sind. Sie und ihr Mann waren beim Oberrabbiner und haben einen Termin beim Präsidenten. Sie wollen dafür sorgen, dass die Befreiung der lebenden und toten Geiseln eine Priorität bleibt!
Was für viele aus anderen Ländern längst abgeschlossen und vergessen ist, ist in Israel nach wie vor brandaktuell. Der Schmerz um die Geiseln, die – tot oder lebendig – noch immer in den Gaza Terrortunneln gehalten werden, ist hier allgegenwärtig.
Bilder der Entführten am Ben Gurion Flughafen. / Jeder Meter am Rothschild Boulevard Tel Aviv erinnert an die Entführten. Fotos privat.
Überall hängen die Plakate, kein Gespräch, in dem es nicht auch um die Geiseln geht. Es ist, als könnte das Leben ohne ihre Rückkehr nur noch auf halber Stufe stattfinden. Wie es Smadar formuliert: „eine Tragödie, die immer noch andauert und so viele Familien zerbricht“. Bestürzend, dass im Ausland die Qual der verbliebenen Geiseln für viele nicht relevant ist.
Inzwischen ist der Himmel dunkel geworden. Die Lichter von Jerusalem leuchten wie Diamanten. Auch bei Nacht ist diese Stadt unwirklich schön. Aber wir haben gerade keine Muße, diese Schönheit zu genießen. Wir übergeben die letzte Spende und sagen zu, die Botschaft von Smadar in die Welt zu rufen: „Vergesst nicht, was am 7. Oktober geschehen ist! Wir müssen die Hamas bekämpfen und wir dürfen nicht aufhören, bis wir sie in die Knie gezwungen und unsere Geiseln befreit haben!“ Zehn Tage später veröffentlichen wir den Artikel „Bring Maya Home Now!“ auf unserer Website ARC to Israel.
Unser Ziel war es, betroffenen Familien beizustehen, ihre Geschichten zu erzählen und ihnen praktisch sowie finanziell zu helfen. Mit diesem letzten unserer – geplanten und ungeplanten – Termine, findet unsere Reise einen sinnvollen Abschluss.
Die Tragödie dauert an
Seit dem Massaker sind inzwischen fast acht Monate vergangen und doch ist es, als wäre alles erst gestern gewesen.
Seit dem 7. Oktober kämpft Israel nun für die Rückkehr seiner Geiseln einen erbitterten Krieg mit der Hamas. Es kommt zu zahllosen Toten im Gazastreifen, da die Hamas humanitäre Einrichtungen missbraucht und die palästinensische Zivilbevölkerung als Schutzschilder für sich benutzt. Es ist eine tragische Tatsache, dass die Terrororganisation viel lieber palästinensische Opfer in Kauf nimmt, als die unrechtmäßig entführten, israelischen Geiseln freizugeben und dass sie alle vorgelegten Vermittlungsvorschläge ablehnt und unerfüllbare Forderungen stellt, wie zum Beispiel,
die Auslieferung von einer vielfachen Anzahl von überführten, lebenslänglich verurteilten palästinensischen Mehrfachmördern für jede lebendige oder tote Geisel. Gleichzeitig versichert die Hamas weiterhin regelmäßig, dass sie – gemäß ihrer Charta und ihres zentralen Ziels – dafür sorgen wird, dass sich der 7. Oktober so oft wie möglich wiederholt.
Und so sind acht Monate später immer noch über 120 israelische Geiseln – lebendig oder inzwischen tot – in der Gewalt der Hamas und werden immer noch Raketen aus dem Gazastreifen auf Israel abgeschossen. Unter dem Terror der Hamas leidet nicht nur Israel, sondern auch die Palästinensische Bevölkerung. Alle diese Verluste sind letzten Endes Opfer der Hamas Führung, die zu keinem Kompromiss bereit ist, der Israels Existenz respektiert.
Aus dem Libanon werden von der Hisbollah täglich zig Raketen auf Israel abgefeuert. Die gesamte Bevölkerung dieser Region musste deshalb ebenfalls evakuiert werden. Doch für die Welt scheint dieser untragbare Zustand ganz normal zu sein. In jedem anderen Land würde das sicherlich zu massiven internationalen Rückmeldungen und Konsequenzen führen!
Die Unterstützung, die Israel von der Weltöffentlichkeit bekommt, nimmt – trotzdem! – mit jedem Tag ab. UN-Resolutionen fordern von Israel Waffenstillstand und humanitäre Hilfe für den Gaza-Streifen, ohne das Massaker der Hamas zu verurteilen und vor dem Internationalen Gerichtshof in Den Haag, muss sich Israel wegen Südafrikas Genozid Anklage verantworten. Der Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs (IStGH), Karim Khan, hat am 20. Mai 2024 gegen Israels Premierminister Netanyahu und Verteidigungsminister Gallant Haftbefehle wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit im Zusammenhang mit dem Krieg im Gazastreifen beantragt.
Am 24. Mai fordert der Internationale Gerichtshof (IGH) von Israel seine Offensive in Rafah sofort zu beenden – ungeachtet der Tatsache, dass in den Tagen davor in Rafah israelische Geiseln geborgen wurden und sich hier eine Mehrheit der Hamas Terroristen verschanzt. Der IGH entspricht damit dem zu diesem Zeitpunkt aktuellsten der mehrfachen Eilanträge Südafrikas gegen Israel.
Am 28. Mai erkennen Norwegen, Spanien und Irland den palästinensischen Staat ohne Israels Zustimmung an, die USA und andere Länder erwägen das ebenfalls.
Gedenken
Am 13. Mai wurde in Israel der Jom haSikkaron begangen: der Gedenktag für die gefallenen israelischen Soldaten und die Opfer von Terrorismus – seit der Staatsgründung. Es ist dieses Jahr ein besonders bitterer Tag. Herzzerreissender als alle Gedenktage seit dem Jom Kippur Krieg; für viele der schmerzlichste Gedenktag ihres Lebens. So viele offene Wunden, die noch immer bluten – all die Opfer, all die Geiseln!
Während der Gedenkminuten steht in Israel alles still: die Arbeit wird unterbrochen, PKWs auf der Autobahn halten an, alle zeigen ihren Respekt, viele beten! Wer das einmal erlebt hat, vergisst es nicht! Kränze werden niedergelegt. Jeder denkt an die, die ihr Leben geopfert oder verloren haben, weil Israel – auch NACH seiner Staatsgründung – immer noch um sein Überleben kämpfen muss und jedes Jahr neue Terroropfer zu beklagen hat.
Die aktuelle Zahl beläuft sich am 14.05.2024 auf 25.034 gefallene Soldaten und Sicherheitskräfte und 5.100 Zivilisten, die bei Terrorangriffen umgebracht wurden. Erschütternde 30.134! Dies ist der Preis, den Israel für seine Unabhängigkeit bezahlt – bis heute!
Eine zur Blumenvase umfunktionierte Rakete in Ralphs Garten. / Inschrift auf einer Häuserwand am Rothschild Boulevard, Tel Aviv. Foto privat
Doch trotz allem Leid und aller Trauer über die Jahrhunderte, war es das jüdische Volk, dass der Welt gezeigt hat, wie man seine Hoffnung nicht verliert und wie man aus Asche und Trümmern wieder aufsteht. Wie man sich gegen alle Wahrscheinlichkeiten durchsetzt, wie man aus tödlichen Raketen Blumentöpfe gestaltet. Das ist Israel!
„Unsere Wunden sind Jahrhunderte alt, aber unsere Resilienz und unsere Stärke auch“.
Und mit diesem Eindruck machen wir uns auf die Rückreise: nach wie vor und trotz allem –
Am Israel Chai – das Volk Israel lebt!
Weitere Artikel von Brigitte B. Nussbächer unter: www.arc-to-israel.org/artikel