Die Organisation für Witwen & Waisen (IDFWO)
Teil 5 aus dem Zyklus: Facetten der Wiederherstellung (Neues Leben für Witwen & Waisen)
Seit dem 7. Oktober weinen Witwen und ihre Kinder um das Unersetzliche: den Verlust des Liebsten, den Verlust des Vaters. Die IDFWO fängt sie auf. Sie ist Familie. Hoffnung. Heimat im Schmerz. Durch ihre Programme lernen Kinder wieder lächeln, Mütter schöpfen neue Kraft, Gemeinschaften entstehen. Mit Liebe und Begleitung schenkt sie Perspektiven und das Versprechen: Ihr seid nicht vergessen.
Und wir können mithelfen!

Eine klare Mission: Niemand soll alleine sein.
Die IDFWO ist mehr als eine Organisation – sie ist eine Familie. Eine Familie für die Witwen und Waisen der IDF, die das Furchtbare durchlebt haben: den Verlust eines geliebten Menschen im Dienst für Israel. 1991, knapp 20 Jahre nach dem Jom Kippur Krieg wurde die Organisation, als eine Initiative der damaligen Witwen gegründet, um ihnen eine Stimme und ein Sprachrohr in der Öffentlichkeit zu geben.

Unsere persönliche Verbindung zur IDFWO entstand durch unseren Freund Mosche aus Jerusalem, der den ersten Kontakt hergestellt hat. Durch unser Projekt für die israelischen Waisenkinder haben wir ein gemeinsames Ziel. Dieses Jahr war es uns eine besondere Freude, ihren Leiter und CEO, Shlomi, persönlich zu treffen, um unsere Zusammenarbeit zu vertiefen. Es passt wunderbar, dass ihr Hauptsitz in Petach Tikva (zu Deutsch: Tor der Hoffnung) liegt. Denn genau das sind sie: ein Tor der Hoffnung für betroffene Familien.
Die IDFWO begleitet die Hinterbliebenen mit emotionaler Unterstützung, finanzieller Hilfe, Bildungsmöglichkeiten und einer Gemeinschaft, die Kraft und Halt gibt. Sie setzt sich auf gesetzgeberischer Ebene, in der Öffentlichkeit und gegenüber Entscheidungsträgern für ihre Rechte ein. Mit ganzjährigen Programmen, Projekten und Aktivitäten schenkt sie den Betroffenen neue Perspektiven, ein starkes Netzwerk und das sichere Gefühl, dass Israel sie niemals vergisst. Inmitten von Trauer und Schmerz wächst eine Gemeinschaft voller Mut und Widerstandskraft – ein Ort, an dem aus Verlust Zusammenhalt entsteht und trotz Dunkelheit Hoffnung erwacht.

Die IDFWO begleitet die Hinterbliebenen mit emotionaler Unterstützung, finanzieller Hilfe, Bildungsmöglichkeiten und einer Gemeinschaft, die Kraft und Halt gibt. Sie setzt sich auf gesetzgeberischer Ebene, in der Öffentlichkeit und gegenüber Entscheidungsträgern für ihre Rechte ein. Mit ganzjährigen Programmen, Projekten und Aktivitäten schenkt sie den Betroffenen neue Perspektiven, ein starkes Netzwerk und das sichere Gefühl, dass Israel sie niemals vergisst. Inmitten von Trauer und Schmerz wächst eine Gemeinschaft voller Mut und Widerstandskraft – ein Ort, an dem aus Verlust Zusammenhalt entsteht und trotz Dunkelheit Hoffnung erwacht.

Shlomi, der heutige Geschäftsführer der IDFWO, trat der Organisation vor 15 Jahren bei und war zunächst Direktor für das Jugendprogramm. Davor hatte er schon reiche Erfahrung im Erziehungswesen gesammelt. Seit 2021 Jahren hat er die Geschäftsführung übernommen.
Wenn man ihn fragt, was für seine Entscheidung ausschlaggebend war, nennt er zwei Gründe. Da ist einmal seine Mutter, die selbst als Waise aufgewachsen ist und durch deren Lebensgeschichte er viel Einblick erhalten hat.
Und dann ist da noch Janusz Korczak, der jüdische Schriftsteller und Arzt in Polen, der seine medizinische Karriere aufgab, um zunächst eins und danach zwei jüdische Waisenhäuser zu leiten. 1940 mussten sie in das Warschauer Ghetto umziehen und im August 1942 wurden sämtliche Kinder zur Deportation in das Vernichtungslager Treblinka abgeholt. Obwohl Janusz diesem Schicksal hätte entgehen können, beschloss er, „seine“ Kinder bis zuletzt zu begleiten, um ihnen diesen letzten Weg leichter zu machen. Er erklärte ihnen, dass sie sich auf einen wunderbaren Ausflug begeben würden, um an einen schönen Ort zu gelangen und dass sich alle besonders hübsch anziehen sollten. Fröhlich singend gingen sie in zweier Reihen – in den Tod! In Yad Vashem erinnert eine Skulptur an diesen besonderen Mann, der für viele und auch für Shlomi zum großen Vorbild wurde.
Die Witwen
Shlomi erzählt mit großem Verständnis von den Witwen. Von den Kinderlosen, deren größte Herausforderung es ist, nicht in ein schwarzes Loch der Isolation zu fallen.
Von denen, die Kinder haben und für sie da sein müssen und so im Alltag gefangen sind, dass sie gar keine Zeit für ihre eigene Trauerbewältigung haben. Die versuchen müssen, Vater und Mutter für ihre Kinder zu sein.
Von denjenigen, die dieser grausame Verlust während der Schwangerschaft getroffen hat und die ihre Kinder jetzt allein zur Welt bringen müssen. Von den Kindern, für die das Wort „Vater“ immer ein abstrakter Begriff bleiben wird.
Er spricht davon, dass diese Trauer, der Schmerz und die Leere nie ganz verschwinden. Selbst nach Jahren sind sie immer noch ein ständiger Begleiter dieser Familien. Denn es ist nicht nur ein einzelnes Leben, das endet. Stattdessen zerbricht ein ganzes Universum an Möglichkeiten – „Träume lösen sich auf, Zukünfte verflüchtigen sich, und was bleibt, ist eine Landschaft aus akutem Schmerz und verwirrendem Verlust“.
Deshalb leistet die IDFWO nicht nur medizinische und finanzielle Hilfe. Sondern sie hilft auch dabei ein neues Leben aufzubauen. Durch Aktivitäten wie Vorträge, Tagesausflüge, Erlebnisworkshops, Singabende und Spaßtage, entstehen regionale Gemeinschaften. Fortbildungskurse helfen Witwen dabei, neu oder tiefer ins Arbeitsleben einzusteigen. Durch gemeinsame Reisen ins Ausland werden Perspektiven jenseits der Routine eröffnet und wertvolle Beziehungen zu den Gruppenteilnehmern ermöglicht.


Besondere Wirksamkeit haben die Segelseminare, denn das Einüben der Bedienung und des Manövrierens eines Bootes, kann zu einer lebensverändernden Reise werden. Betroffene lernen, auch ihre inneren Segel zu hissen und trotz Schwierigkeiten und Verlusten vorwärtszugehen. Ihre Fähigkeit zu navigieren, Turbulenzen zu überwinden und sicher zu manövrieren, wird zu einer tiefgreifenden und ermutigenden Erfahrung. Bei den Teilnehmenden entsteht so die Hoffnung, durch bewusste Steuerung auch in der Realität die Kontrolle über ihr Leben wieder zu erlangen.
Otzma-Camps für Waisen
Shlomi selbst hat sich insbesondere den Kindern gewidmet und das Projekt der Otzma (Kraft) -Camps ins Leben gerufen. Auf diesen Camps werden Kinder im Alter von 6-18 Jahren betreut. Sie finden insbesondere an den Feiertagen wie Chanukka, Pessach und Sukkot statt. Viele dieser Kinder haben Schwierigkeiten, Anschluss an andere Gleichaltrige zu finden, nachdem sie ihren Vater verloren haben. Sie müssen sich in einer Welt behaupten, in der so wenige ihr Schicksal und ihren Verlust kennen und verstehen. Sie erleben, dass die meisten ihren Schmerz weder teilen noch nachvollziehen können.
Bei den Otzma-Camps, kommen diese Kinder mit anderen Waisen zusammen. Diese Camps bieten ihnen die Möglichkeit in einer Gemeinschaft, in der sie sich verstanden und geschützt fühlen, neue Lebensschritte zu gehen.
Hier müssen sie keinem erklären, wie sehr ihnen der Vater fehlt. Und wie schwer es für sie ist, mitzuerleben, dass auch ihre Mutter nicht mehr die Gleiche ist. Dass ihr Zuhause sich für immer verändert hat. Wie sehr sie die Geborgenheit vermissen, die sie früher in ihrer Familie gefunden haben, wie sehr sie sich manchmal danach sehnen, sich in starke Vaterarme flüchten zu können. Hier können sie offen sein, frei von dem erzählen, was sie erlebt haben und wie es ihnen damit geht. Sie können zusammen weinen, sich austauschen und voneinander lernen.


Auf den Otzma Camps entstehen lebenslange Freundschaften. Foto IDFWO
Und hier beginnen sie auch wieder zu lächeln, zu spielen, sich zu freuen und das Leben zu meistern. Hier entstehen Freundschaften, die sie durch das ganze Leben tragen.
Mitzuerleben, wie diese Kinder langsam ins Leben zurückfinden und lernen, mit ihrem Verlust umzugehen, wie sie wieder hoffnungsvoll und zuversichtlich in die Zukunft schauen, wie langsam Heilung und Wiederherstellung geschieht, das ist das, was Shlomi für seine Arbeit inspiriert und ihm immer wieder neue Kraft einflößt.
Nach dem 7. Oktober 2023
Nach dem Massaker der Hamas ist die Situation extrem herausfordernd geworden. Andere Organisationen freuen sich, wenn sie wachsen. Doch bei der IDFWO ist das anders. Seit dem 7. Oktober sind mehr als 350 Witwen hinzugekommen und werden mehr als 730 Waisenkinder zusätzlich betreut. Entsprechend musste sich auch das Team auf 21 Mitarbeitende verdoppeln, um den – mit einem Schlag – entstandenen, zusätzlichen Bedarf gerecht zu werden. Auch 240 Freiwillige helfen mit.
Es ist für die Mitarbeitenden nicht leicht, mit all dem Leid, dass sie umgibt, umzugehen. Shlomi berichtet, dass er am Tag des Massakers eine bewusste Entscheidung getroffen hat, seine Gefühle weg zu sperren und auszuschließen. Nur so ist es ihm möglich, den unermüdlichen Einsatz zu erbringen, der in diesen Tagen gefordert ist. Er spürt die Verantwortung der historischen Rolle, die er als Leiter der einzigen Organisation innehat, die sich um Witwen und Waisen der gefallenen Soldaten und Sicherheitskräfte kümmert und die von der Regierung akkreditiert ist. Und er spürt, dass er zu einem emotionalen Wrack würde, wenn er all das an sich heranlassen würde.
Und so strahlt er weiter Stärke, Empathie und Hilfsbereitschaft aus und ist fast rund um die Uhr erreichbar. Dass er selbst eine Familie hat, und dass seine eigene Frau zum Zeitpunkt des Massakers hochschwanger war, hilft ihm, die Bedürfnisse der Frauen und Kinder noch besser zu verstehen. So hat er nach dem 7. Oktober persönlich mit allen Direktoren der Krankenhäuser gesprochen, um sicher zu stellen, dass diese Witwen eine Vorzugsbehandlung bekommen.
Einer der Höhepunkte seit dem 7. Oktober war für Shlomi der Moment, wo er miterleben durfte, wie ein kleiner Junge, der seit dem Verlust seines Vaters keinen Kontakt mehr zu Altersgenossen fand, bei so einem Camp das erste Mal wieder mit anderen spielte, nachdem er erfahren hatte, dass alle Waisen waren. Und wie er das erste Mal nach endlosen Monaten wieder lächelte. Diese ersten winzigen Heilungsschritte geben Hoffnung und Ausblick – und sie geben die Kraft, mit diesem unglaublich wichtigen Dienst weiterzumachen.
Und so steht die IDFWO diesen betroffenen Familien bei, vom ersten Augenblick an, während der Shiva (Trauerzeit), während der ersten ein bis drei Jahre, wo es nur um Schockbewältigung und Überleben geht und danach. Ein Leben lang: Für immer verbunden. Für immer dankbar.

Jeder kann die Programme der IDFWO unterstützen und damit ein Teil der lebendigen Initiative werden, die Trauer in Hoffnung und Erinnerung in Handeln verwandelt. Gemeinsam können wir die zurückgelassenen Frauen und Kinder unterstützen, ihnen beim Wiederaufbau ihres Lebens helfen, ihre Widerstandsfähigkeit fördern und ihnen vermitteln, dass sie nie allein sind. Unser gemeinsames Engagement wird auf diese Art zu einer Quelle der Kraft und des Trostes für die hinterbleibenden Familien.
Die Geschichte von den Therapiezentren ist Teil des Zyklus: Facetten der Wiederherstellung.
Brigitte Nussbächer und ihr Mann Harald Bottesch sind regelmäßig in Israel. Aktuell ist ihr Schwerpunkt Familien zu unterstützen, die von dem Massaker der Hamas am 7. Oktober 2023 direkt betroffen waren: Witwen und Waisen, Traumatisierte und Evakuierte. Bei ihrem letzten Israel-Einsatz im April 2025 haben sie erneut Betroffene besucht und Verbindungen mit spezialisierten Organisationen vor Ort geknüpft um spezifisch, langfristig und nachhaltig zu helfen.
Weitere Artikel von Brigitte B. Nussbächer unter: www.arc-to-israel.org/artikel