Aufbruch zu Pessach

Von Brigitte B. Nussbächer

Seit Jahrtausenden feiern die Juden zu Pessach ihre Befreiung.
Dabei wird nicht nur der Ereignisse der Vergangenheit gedacht, sondern jeder soll sich in das Geschehen so hineinversetzen,
als wäre er selbst ein Sklave gewesen und aus Ägypten ausgezogen.
Als ich im April 2020 genau das tat,
entstand daraus der Beginn einer ganz besonderen Erfahrung.

Die Nacht der Nächte

Lange hatten sich die Ägypter geweigert, die Hebräer zurück in ihre Heimat ziehen zu lassen. Neun Plagen hatte das Land schon erlitten. Erst die zehnte Plage: die Tötung der Erstgeborenen aller Menschen und Tiere, brachte Pharao zum Umdenken. In jeder Familie starben Menschen. Nur an den Häusern der Hebräer, deren Türpfosten mit dem Blut eines frisch geschlachteten Lammes bestrichen waren, ging der Todesengel vorüber. Noch in derselben Nacht sagte Pharao zu Mosche und Aharon: „Verlasst mein Land, ihr beide und euer ganzes Volk“.

Im Morgengrauen machten sich die Hebräer auf den Weg. Foto: privat

Die Hebräer waren auf einen hastigen Aufbruch vorbereitet. Sie versammelten sich in Gruppen, um das gebratene Pessach Lamm und die ungesäuerten Brote im Stehen zu essen – wie Gott es befohlen hatte. Als die Sonne über den Horizont stieg, zog das ganze Volk Israel an einem kühlen, stillen Morgen nach Osten.

Viele Ägypter und andere Nicht-Israeliten schlossen sich den triumphierenden Kindern Israels an, denn sie hofften, mit ihnen eine große Zukunft zu teilen.

Zeitlose Erkenntnisse

1. Der Auslöser der Befreiung

    Als die Israeliten in der Sklaverei über ihre Unterdrückung seufzten, rührte ihr Wehklagen Gottes Herz, er gedachte seines Bundes mit Abraham, Isaak und Jacob und leitete ihre Befreiung ein (2 Mose 2,23-25). Es war in diesem Fall keine Buße und kein besonders gottgefälliges Verhalten, die ihn bewegten – es war die Not und der Schrei seiner Kinder. Ein Prinzip, das auch heute noch für alle Kinder Gottes und insbesondere für sein auserwähltes Volk gelten. „Rufe mich an am Tage der Not, so will ich dich retten und du sollst mich preisen!“ (Psalm 50,15)

    2. Der Preis für die, die Gottes Augapfel antasten

      Das ganze Volk der Ägypter zahlte einen enormen Preis dafür, dass sie sich an Gottes Volk vergriffen hatten: ein Todesfall in jeder Familie und dazu kam noch die Vernichtung der ägyptischen Armee. Genaue Zahlen übermittelt die Bibel nicht. Aber wenn man das hochrechnet, dürfte es eine der höchsten Verlustquoten aller Zeiten gewesen sein. Und es betraf jeden in Ägypten – unabhängig davon, ob er sich tatsächlich selber schuldig gemacht hatte. Ungerecht? Das Volk und Pharao wurden neun Mal durch neun Plagen gewarnt. Wurden die beobachtenden Zivilisten aktiv – oder sahen sie lieber weg und schwiegen? Ihre Passivität wurde ihnen auf jeden Fall von Gott nicht als mildernder Umstand angerechnet, wegen dem sie verschont worden wären.

      Die Geschichte späterer Jahre zeigt uns, dass auch dies Prinzip zeitlos ist. (Aktuelle Beispiele dazu im Anhang). Staaten, Völker, Organisationen, Herrscher die sich an Israel vergreifen, laden bis heute Fluch auf sich und alle ihre Bürger (4. Mose 24,9).

      3. Der verborgene Segen

        Während der Sklaverei mussten die Hebräer ohne Entlohnung ein unglaubliches Arbeitspensum erbringen. Vordergründig bereicherten sich die Ägypter dadurch.
        Aber als die Israelis auszogen, gaben ihnen die Ägypter auf ihre Bitten hin Schätze mit, so dass sie reich waren, als sie das Land als freie Menschen verließen(2. Mose 12,35-36).

        So sorgte Gott für einen Ausgleich und ließ aus dem ursprünglichen Leid einen Segen entstehen. Auch in der Gegenwart dürfen wir darauf hoffen, dass Gott gerade absolut hoffnungslose Situationen wendet und Unerwartetes entstehen lässt, wie zum Beispiel die Gründung des Staates Israel nach dem Holocaust.

        4. Unser Anteil

          Immer wieder zeigt sich die menschliche Geschichte als Zusammenspiel zwischen Menschen und Gott, in der Gott die Wunder bewirkt – aber gleichzeitig von Menschen erwartet, einen Beitrag zu leisten. Sei es der Hilferuf der Gottes Herz bewegte, der Gehorsam ein Lamm zu schlachten und die Türpfosten zu bestreichen, der Mut, Ägypten zu verlassen und sich auf eine ungewisse Reise zu begeben oder das absolute Vertrauen zu Gott, durch das Meer zu gehen – bei jedem Schritt hatte auch Israel eine konkrete Aufgabe zu erfüllen.

          Gott geht mit Menschen nicht wie mit Marionetten um, sondern respektiert nach wie vor unseren Willen und unsere Entscheidungen. Dadurch können wir sowohl zu Segensbeschleunigern als auch zu Segenshindernissen werden.

          Das Fest der Freiheit

          Seit Jahrhunderten wird Pessach als Fest der Befreiung gefeiert. Foto: Shutterstock

          Seit dem Auszug aus Ägypten sind Jahrtausende vergangen – und seither wird Pessach, eines der wichtigsten Feste des Judentums, jährlich in der Woche vom 15. bis 21.Nisan[i] gefeiert und mit dem Sederabend am 14. Nisan eingeleitet.

          Die Pessach Feier ist ein großes Festmahl im Familienkreis. Der Abend beginnt mit einem Segen und bestimmte Speisen mit symbolischer Bedeutung werden nach einem genau festgelegten Verlauf gemeinsam eingenommen. Das jüngste Kind stellt vier Fragen aus deren Antworten die Bedeutung des Festes hervorgeht. Im Laufe des Abends werden auch insgesamt vier Becher Wein getrunken. Diese symbolisieren Gottes Verheißungen: die Kinder Israels herauszuführen, zu erretten, zu erlösen und als eigenes Volk anzunehmen. Der Sederleiter verliest die entsprechenden Bibelstellen und Erklärungen aus der Pessachliturgie [ii].

          Die Nacherzählung (Haggada) der Befreiung der Israeliten aus der Sklaverei in Ägypten verbindet jede neue Generation mit dieser zentralen Erlösungserfahrung. Jeder soll sich in das Geschehen so hinein versetzen, als wäre er selbst ein Sklave gewesen, aus Ägypten ausgezogen und würde seinen Kindern davon erzählen[iii].

          Auch in späteren Zeiten der Not haben Juden aus der Identifikation mit dieser Geschichte Mut geschöpft und die Hoffnung auf Erlösung bewahrt.

          April 2020

          Im Jahr 2020 fand Pessach zwischen dem Abend des 8. April bis zum 16. April statt – im Ausnahmezustand.

          Am 12. März 2020 hatte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Corona zur globalen Pandemie erklärt. Es gab weltweite Reisewarnungen, Grenzen wurden geschlossen, Flüge gestrichen. Der Einzelhandel, Gastrobetriebe, Schulen, Kitas und Weiterbildungseinrichtungen mussten schließen, der Hochschulbetrieb wurde eingestellt, nur Geschäfte des öffentlichen Lebens blieben offen. Millionen können nicht mehr arbeiten oder arbeiteten im Homeoffice. Es gab strenge Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, Versammlungen von mehr als drei Personen waren in Deutschland verboten. [iv]

          Menschenleere Fußgängerzone aufgrund der Ausgangssperre. Foto: privat

          Eine völlig neue Situation. Noch bedrohlicher als die damals noch unbekannte Krankheit fand ich allerdings die Entziehung so vieler persönlichen Rechte und die damit einhergehende Entmündigung. Von einem Tag auf den anderen waren die Freiheit, zu handeln und Entscheidungen für sich selbst zu treffen, verloren.

          Ende Februar, hatten wir Israel besucht, kurz bevor das Land seine Grenzen am 6. März 2020 schloss.  Wir wollten die letzten Vorbereitungen für eine Gruppenreise treffen, die wir für das Folgejahr organisiert hatten. Wie jedes Mal, wenn wir in Israel waren, beeindruckten uns die konkreten Fakten, die die Erfüllung von Prophetien waren (Mehr dazu im Artikel: Wie wir das Wunder Israel erlebt haben). Wir besuchten unsere Freunde Ari Abramowitz und Jeremy Gimpel auf der Arugot Farm, wo man so viel vom Pioniergeist Israels spürt und das Gush Etzion Museum, das einem die erschütternde Geschichte von mehrfacher Zerstörung und Vertreibung näher bringt – aber auch den ungebrochenen Mut und Willen zum Wiederaufbau der Israelis. Wir fuhren nach Sde Boker, ins Ben Gurion Desert Home und staunten erneut über das Wunder der Staatsgründung 1948.

          Westmauer und Tempelberg in Jerusalem. Foto: privat
          Mit Ari Abramowitz auf der Arugotfarm. Foto: privat

          Wir gingen zur Klagemauer und auf den Tempelberg, wohl wissend, dass dies nach wie vor der Ort war, von dem Gott gesagt hatte, dass seine Augen und sein Herz immer da bleiben würden (1 Könige 9,3). Wir lernten den Shorashim Shop in Jerusalem kennen, der so viele Schätze birgt und Moshe Kempinski, den Inhaber, einen wunderbaren Menschen, der durch seine Bücher wertvolle Brücken zwischen Christen und Juden baut. Wir waren beeindruckt von der markanten Schönheit der Negev Wüste und wanderten stauend durch das einmalige Wadi Avdat.

          Wadi Avdat. Foto: privat
          Negev Wüste. Foto: privat

          Kein Wunder, dass die Personen der Bibel oft in die Wüste gingen um Gott zu suchen. In dieser majestätischen Einsamkeit konzentriert sich alles auf das Wesentliche. Und nicht zuletzt besuchten wir die uns so lieb gewordenen Menschen und spürten, dass sie über eine besondere Kraftquelle zu verfügen scheinen. Wieder dachten wir „wir wollen mit Euch vereint sein, denn wir merken, dass Gott bei Euch ist“ (Sacharja 8,23). Als wir heimflogen, blieb ein Teil unseres Herzens in Israel.

          Dann plötzlich: geschlossene Grenzen, Reiseverbote, gestrichene Flüge. Träume und Pläne lagen in Scherben vor uns, auf einmal gab es unüberbrückbare geographische Entfernungen. Und den großen Wunsch, trotzdem weiter mit diesen Menschen und Israel verbunden zu bleiben.

          Der ganz besondere Seder Abend

          Es war wohl das erste Mal, dass Pessach in Israel nicht als großes Familienfest gefeiert wurde. Auch dort galten rigorose Kontaktverbote. Unsere Freunde Aviel & Anat Schneider von Israel Heute in Jerusalem kamen daher auf den Gedanken, den Seder Pessach Abend online zu feiern und dazu einzuladen www.israelheute.com/erfahren/pessach-sederabend-live-aus-jerusalem/, nach dem Motto: „Kein anderes Fest symbolisiert Freiheit und Erlösung deutlicher als das biblische Passah. Gott befreite sein Volk Israel aus der Sklaverei und führte es ins Gelobte Land. Auch uns alle wird der Allmächtige von dem Coronavirus befreien“. Auch mit unseren Freunden aus Judäa waren wir in dieser Zeit – dank Technik – intensiv in Verbindung. Wir alle fragten uns, wohin die Geschehnisse uns führen würden, was daraus entstehen würde?

          So kam es, dass wir am Sederabend zwar alleine zu Hause waren, uns aber trotzdem mit Israel innig vereint fühlten. Wir lasen die ganze Geschichte vom Auszug aus Ägypten. Und ich fragte mich, wie es wohl den Ägyptern gegangen war? Zwar waren die Plagen alles andere als positiv, aber trotzdem waren sie ein eindeutiges Zeichen dafür, dass sich der Gott Israels für sein Volk einsetzte – und für seine Allmacht. Genau so, wie wir im aktuellen Israel überall auf die Beweise seiner Liebe zu seinem Volk gestoßen waren. Was hatten sie gedacht, als sie sahen, dass die Hebräer sich zum Aufbruch rüsteten? Hatten sie sich gewünscht, auch zu diesem Volk zu gehören, mitzugehen und diesen Gott zu erleben? Hatten sie erkannt, dass sie durch die Israeliten die einmalige Chance hatten, einen Gott kennen zu lernen, der alles was sie bis dahin kannten, übertraf? Hatten sie befürchtet, durch den Auszug des Volkes diese Verbindung zu verlieren?

          Wir kannten diesen Gott zwar, aber kannten wir ihn so, wie die Menschen in Israel? Jedes Mal, wenn wir in Israel waren, schien es uns, als würde eine weitere Schicht Schuppen von den Augen fallen. Wir lasen die Bibel mit anderen Augen, unser Verständnis war ein anderes geworden. Und hatten wir jemals an irgendeinem anderen Ort, in einem anderen Land so viele Beweise von Gottes Wirken buchstäblich „anfassen“ können?

          Wir hatten von unseren jüdischen Freunden gelernt, dass jeder sich in das Geschehen von Pessach so hineinversetzen soll, als wäre er selbst dabei gewesen. Genau das tat ich. Ich stellte mir vor, dass ich den Hebräern beim Packen zusah, dass ich dastand und wusste, dass sie morgen fort sein würden. In eine unbekannte Zukunft – aber mit einem großen Gott. Doch was würde ich davon aus Ägypten mitbekommen? Nichts. Würde ich ein Teil davon sein? Nein. Ich spürte den Verlust, den Schmerz der Trennung. Und hatte nur noch einen Wunsch: mitzugehen!

          An dem Abend betete ich wie nie zuvor. Ich bat Gott mir einen Zugang und eine Verbindung zu Israel schenken. Ich wollte dazu gehören, ich wollte mit ihnen mitgehen – wohin auch immer. Ich dachte wie Ruth: „wo du hingehst, da will auch ich hingehen, wo du bleibst, da bleibe ich auch. Dein Volk ist mein Volk und dein Gott ist mein Gott“ (Ruth 1,16).

          Der „Blutmond“ am Seder Abend. Foto: privat

          Für die Pessach-Nacht am 8. April war ein besonderer „Blutmond“ vorhergesagt worden. Wir gingen hoch auf die Esslinger Burg um ihn zu sehen. Es waren keine Menschen auf der Straße, die Gassen waren wie ausgestorben. Doch überall sah man in den Häusern die Lichter und wusste, da sind Menschen, da findet Leben statt. Es war eine ganz eigentümliche Stimmung, eine besondere Spannung lag in der Luft. Und dann stieg der Mond empor: riesengroß und dunkelrot, wie wir ihn nie zuvor gesehen hatten. Er stieg auf und verbreitete eine unglaubliche Helligkeit. Unsere Freundin Tehila Gimpel hatte uns die Bibelstelle aus Jesaja 30; 26 zu diesem Ereignis gesendet „Und des Mondes Schein wird sein wie der Sonne Schein…, zu der Zeit, wenn der Herr den Schaden seines Volks verbinden und seine Wunden heilen wird“. Sie betonte, dass dies laut Vers 29 in der Nacht vor einem heiligen Fest stattfinden würde. Das passte genau.

          Ich war noch nie ein Freund davon, aufgrund bestimmter Phänomene Interpretationen abzuleiten – weil ich tatsächlich meine, dass unser Durchblick dafür viel zu begrenzt ist. Trotzdem konnte ich mich an jenem Abend des Eindrucks nicht erwehren, dass tatsächlich in der unsichtbaren Welt etwas stattfand – und mir wünschen ein Teil davon zu sein.

          Der Aufbruch

          Zwei Wochen später erhielten wir eine Nachricht von unseren Freunden Ari und Jeremy aus Israel: eine Einladung. Der ursprüngliche Plan der beiden, eine Jeshiwa (Hochschule für jüdische Religion) in den Bergen von Judäa zu bauen und zu gründen stockte natürlich unter den Corona-Maßnahmen. Aber ihnen war der Gedanke gekommen, wöchentliche internationale Treffen via Zoom anzubieten. Das besondere bei ihnen war, dass sie diese Schule und entsprechend auch die Zoom-Meetings für alle Nationen öffnen wollten. https://thelandofisrael.com/landofisraelfellowship

          Was mich mitten ins Herz traf, war ihr Motto: „stärke deinen Glauben, vertiefe dein Verständnis, verknüpfe dein Schicksal mit Israel.“

          Das Motto der internationalen Gemeinschaft. Foto: privat

          In der Einladung stand auch ein Bibelvers: „In jenen Tagen werden zehn Menschen aus Nationen mit ganz verschiedenen Sprachen den Rockzipfel eines jüdischen Mannes ergreifen und sagen: „Wir wollen mit euch gehen, denn wir haben gehört, dass Gott mit euch ist.“ (Sacharja 8,23). Der Vers, der mich schon so lange begleitete… mir war, als wäre diese Einladung speziell für mich geschrieben. Und ich habe selten eine so schnelle, klare Gebetserhörung erlebt.

          Seitdem sind Jahre vergangen. Jahre mit virtuellen und persönlichen Begegnungen, Jahre mit Input, Austausch und gemeinsamem Lernen.

          Jahre der Gemeinschaft. Hier habe ich Menschen aus den Vereinigten Staaten, Australien, Südafrika, Norwegen, Tschechien und vielen anderen Ländern kennen gelernt. Hier habe ich Freundschaften geschlossen, die mich durch eine extreme Gesundheitsproblematik getragen haben. Hier habe ich Gebetsunterstützung erlebt, wie nie zuvor. Und ich habe viel tiefer verstanden wie Israelis denken, fühlen und handeln.

          Um das Bild von dem damaligen Sederabend weiter zu malen: plötzlich beschloss ich, mitzugehen. Ich packte meine wichtigsten Dinge zusammen. Mir war bewusst, dass mich diese Reise in unbekanntes Territorium führen würde und dass es unklar war, wann wir das Ziel erreichen würden. Mir war auch bewusst, dass unterwegs Hindernisse und Enttäuschungen warten würden. Aber das alles spielte keine Rolle. Denn ich wusste eines: dieses war Gottes Volk, mit dem er einen ewigen Bund geschlossen hatte, den er halten würde! Und so fand mein ganz persönlicher „Auszug aus Ägypten“ statt, so gelang es mir seither, Gottes Volk auf seiner Reise zu begleiten!

          Wo ihr hingeht, da will auch ich hingehen… Foto: privat

          Epilog

          Jeder Aufbruch erfordert Mut, das Aufgeben von Vertrautem sowie die Bereitschaft, Neues zu lernen und für sich zu erobern. Das war für die Israeliten damals so und das bleibt auch die Herausforderung für jeden Einzelnen. Faszinierenderweise durchzieht das Thema Aufbruch die Bibel von Anfang an. Schon Abraham wurde aufgefordert seine Heimat zu verlassen um in ein neues Land zu ziehen… Essentiell ist dabei immer die Vertrauensfrage. Wer weiß, dass Gott mit ihm ist, wird viel wagen und sich auf das freuen was ihn erwartet.

          Wie wir alle wissen, war die Sklaverei in Ägypten nicht das letzte Mal, dass Gottes Volk in Bedrängnis geriet. Es sollten noch viel schlimmere Zeiten folgen: die Vertreibung der Juden aus Israel, das Exil über die Jahrhunderte und schließlich als absoluter Tiefpunkt der furchtbare Holocaust. Auch heute wird Israel wieder von vielen Seiten bedroht und führt einen Existenzkampf.

          Doch die Erinnerung daran, dass Gott die absolute Großmacht jener Zeit für sein Volk in die Knie zwang, dass er Naturgesetze für sie außer Kraft setzte und ein Meer teilte, dass er schließlich am Berge Sinai einen ewigen Bund mit ihnen schloss, diese Erinnerung gibt Juden seit Jahrtausenden Zuversicht und die Kraft, nicht aufzugeben, sondern sich immer wieder aus der Asche zu erheben.


          Anhang:

          Nationen, die sich an Gottes Volk vergriffen haben und die Konsequenzen

          In Spanien wurden Juden durch das Ausweisungsedikt der katholischen Könige Isabella und Ferdinand 1492 zur Konversion zu Christentum oder zur Emigration gezwungen[v].

          Großbritannien hielt sich nicht an das 1917 in der Balfour Erklärung gegebene Versprechen, in Israel eine „nationale Heimstätte“ des jüdischen Volkes zu errichten[vi], sondern limitierte die Einreise während des zweiten Weltkrieges rigoros, obwohl es damit bewusst Juden die Rettung vor dem Holocaust versagte.

          Beide Weltreiche zerfielen.

          Deutschland wurde verheerend zerstört, nachdem es die Ermordung von 6 Millionen Juden während des Holocaust veranlasst hatte.

          Syrien hat Israel seit seiner Staatsgründung 1946 in mehreren Kriegen bekämpft und war (anders als Ägypten und Jordanien) nie bereit, Frieden zu schließen. Der 2011 begonnene Bürgerkrieg in Syrien hat Hunderttausende Todesopfer gefordert und Millionen zu Flüchtlingen gemacht[vii].



          Weitere Israel-Artikel sowie Israel-Empfehlungen von Brigitte B. Nussbächer (Historische Betrachtungen und Analysen, Reiseberichte, Reiseempfehlungen und persönliche Erlebnisse) finden Sie unter: https://www.arc-to-israel.org/ bzw. https://www.arc-to-israel.org/artikel-article


          [i] https://de.wikipedia.org/wiki/Nisan_(Monat)
          [ii] https://de.wikipedia.org/wiki/Pessach
          [iii] https://jebd.org.il/de/resource/in-every-generation/
          [iv] https://www.gew-bw.de/aktuelles/detailseite/corona-rueckblick-2020
          [v] https://de.wikipedia.org/wiki/Geschichte_der_Juden_in_Spanien
          [vi] https://de.wikipedia.org/wiki/Balfour-Deklaration
          [vii] https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerkrieg_in_Syrien_seit_2011